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Sir Edmund Hillary über seine Erstbesteigung des Mount Everest:

"Tensing nannte es das Gebrüll von tausend Tigern. Unablässig und unbarmherzig fegte der Sturm, von Westen kommend, heulend und kreischend über uns hinweg, mit solcher Gewalt, dass die Leinwand unseres Pyramidenzeltes knatterte wie Gewehrsalven. Wir befanden uns in 7900 Meter Höhe auf dem Südsattel, einem gottverlassenen Platz zwischen den Gipfeln des Everest und des Lhotse. Anstatt sich zu legen, nahm der Sturm immer noch an Wucht zu, und ich bekam langsam Angst, unser flatterndes und knarrendes Obdach könne aus seiner Verankerung gerissen werden und uns schutzlos den Elementen preisgeben. Um Gewicht zu sparen, hatten wir die Einlagen unserer Schlafsäcke zurückgelassen, was sich nun als schwerer Fehler erwies. Obwohl ich meine gesamte Daunenkleidung trug, drang mir die Eiseskälte bis auf die Knochen.

Ein Gefühl äußerster Angst und Einsamkeit überkam mich. Was für einen Sinn hatte das alles? Man musste doch verrückt sein, um sich so etwas anzutun!"

Und wenige Stunden später:

"Wir hatten keine Zeit zu verlieren. Ich schlug wieder Stufen und hielt allmählich etwas besorgt nach dem Gipfel Ausschau. Es schien ewig so weiterzugehen, und wir waren müde und bewegten uns schon langsamer. In der Ferne breitete sich die kahle Hochebene Tibets aus. Ich blickte nach rechts oben und sah eine schneeige Wölbung.

Das musste der Gipfel sein!

Wir rückten enger zusammen, als Tensing das Seil zwischen uns straffte. Wieder schlug ich eine Stufe ins Eis. Und im nächsten Augenblick war ich auf einer Schneefläche angekommen, auf der es nichts gab als Luft – in jeder Richtung. Tensing kam mir schnell nach, und wir schauten uns staunend um. Mit ungeheurer Befriedigung stellten wir fest, dass wir auf dem höchsten Punkt der Erde standen.

Es war 11.30 Uhr am 29. Mai 1953."


Sir Edmund Hillary. Die Abenteuer meines Lebens. Der Himalaya und andere Herausforderungen. Ullstein, 2001.
Auszüge aus dem ersten Kapitel: Das Gebrüll von tausend Tigern.